Sprache
Einfache Sprache
Die Stadt Wien findest Du direkt am Rand des Alpenreliefs, ungefähr 10 cm von der Beschriftung entfernt. Wien nimmt in der Geschichte des Alpinismus und des Alpenvereins eine besondere Rolle ein. Hier gründete sich 1862 der Österreichische Alpenverein (ÖAV), dessen Aufbau sich noch stark von den heutigen aus Sektionen bestehenden Alpenvereinen unterschied. Seine Ausrichtung als wissenschaftliche Gesellschaft spielte zugleich eine entscheidende Rolle bei der Gründung des Deutschen Alpenvereins (DAV) 1869. Die eher theoretische Ausrichtung des ÖAV wurde bei Wiener Mitgliedern wie Paul Grohmann kritisch gesehen, sie wünschten sich eine praktische Ausrichtung in Form von einzelnen Sektionen, die die Alpen durch Hütten und Wege erschließen sollten. Die Gründung des DAV erfüllte diese Kriterien, eine eigene Sektion Wien trat dem Verein gleich zu Beginn bei. 1873 fusionierten der ÖAV und der DAV zum Deutschen und Oesterreichischen Alpenverein (DuOeAV), die Sektion Wien wurde mit dem bisherigen ÖAV zusammengelegt und war fortan als Sektion Austria im DuOeAV organisiert. Wien spielte außerdem eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des extremen Bergsteigens und in der Diskussion um Kletterethiken in den 1910er und 1920er Jahren. Die Entwicklungen dieser Zeit legen für viele heutige Perspektiven den Grundstein. Unter dem Sammelbegriff der sogenannten Wiener Schule sind die damals besten Bergsteiger und ihre Herangehensweise zusammengefasst worden. Ein wichtiger Vertreter und Pionier war der jüdische Kletterer Paul Preuß. Seine Forderung, auf künstliche Hilfsmittel wie Schlaghaken zu verzichten, hat das heutige Freiklettern maßgeblich geprägt und war damals so etwas wie ein Mantra der Wiener Schule. Zwar schlugen auch die Bergsteiger dieser Richtung Haken, allerdings nur zur Sicherung, nicht zur Fortbewegung, und das nicht selten nur im Notfall. Die Geschichte der Bergsteigerstadt Wien und ein Großteil der Protagonisten der Wiener Schule nehmen in der Geschichte des Alpinismus auch eine sehr brutale Rolle ein. Antisemitismus war in Wien sehr verbreitet, die Sektion Austria und in der Folge viele weitere Sektionen führten nach dem Ende des Ersten Weltkriegs einen sogenannten Arierparagraphen ein und grenzten jüdische Mitglieder aus dem Alpenverein aus. In Wien gründete sich deshalb 1921 die Sektion Donauland, die vorübergehend zum Rettungsboot für als jüdisch erachtete Bergsteiger*innen wurde. Ihr Leitsatz war, „Freie Bergsteiger in freien Bergen“ zu sein, sie wollte „nur nach dem Menschen sehen und jeden willkommen heißen“. Dies stand im Gegensatz zu den meisten anderen Sektionen, die die Sektion Donauland auf einer außerordentlichen Hauptversammlung 1924 aus dem Alpenverein ausschloss.